Aufbau des Bewerbungsanschreibens
Das Bewerbungsanschreiben ist mitunter die schwerste Aufgabe einer Bewerbung. Hier gilt es zahlreiche Hürden zu meistern und Fettnäpfchen zu vermeiden. Ein professionelles Anschreiben folgt einer klaren Struktur, die dem Personaler hilft, schnell die relevanten Informationen zu erfassen.
Grundstruktur eines Bewerbungsanschreibens:
- Anrede und Einleitung
- Wiedergabe des eigenen Profils, inkl. Beispiele
- Grund, warum Sie sich bewerben
- Ihre persönlichen Stärken
- Abschluss-/Schlusswort
Das Anschreiben sollte eine Seite nicht überschreiten und einen klaren roten Faden haben. Verzichten Sie auf Standardfloskeln und gehen Sie gezielt auf die Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle ein. Personaler erkennen schnell, ob ein Anschreiben individuell erstellt oder nur ein Standardtext ist.
Anrede und Einleitung
Die Anrede ist Ihr erster Eindruck – er sollte professionell und korrekt sein. Recherchieren Sie nach Möglichkeit, wer für die Stellenbesetzung verantwortlich ist, und sprechen Sie diese Person direkt an. Die unpersönliche Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren" sollten Sie nur verwenden, wenn trotz Recherche kein Ansprechpartner zu ermitteln ist.
Tipps für eine gelungene Einleitung:
- Nennen Sie die genaue Stellenbezeichnung und wo Sie die Stelle gefunden haben
- Vermeiden Sie abgenutzte Floskeln wie "hiermit bewerbe ich mich..."
- Wecken Sie direkt Interesse mit einem starken ersten Satz
- Bei Empfehlungen durch Mitarbeiter: Nennen Sie diese Person gleich zu Beginn
Beispiele für Einleitungssätze:
Statt: "Hiermit bewerbe ich mich auf die von Ihnen ausgeschriebene Stelle als Marketing Manager."
Besser: "Mit über fünf Jahren Erfahrung im digitalen Marketing und einer nachweislichen Erfolgsbilanz in der Steigerung von Conversion-Raten um 30% möchte ich meine Expertise in Ihr innovatives Marketing-Team einbringen."
Oder: "Ihr Unternehmen begeistert mich seit langem mit seiner nachhaltigen Produktphilosophie. Als begeisterter Nutzer Ihrer Produkte und ausgebildeter Marketingfachmann würde ich gerne zum weiteren Erfolg Ihrer Marke beitragen."
Ihr Profil und Beispiele
Im Hauptteil Ihres Anschreibens stellen Sie dar, warum Sie die ideale Besetzung für die Position sind. Gehen Sie dabei gezielt auf die im Stellenangebot genannten Anforderungen ein und zeigen Sie, wie Ihr Profil dazu passt. Vermeiden Sie es, einfach Ihren Lebenslauf zu wiederholen. Stattdessen sollten Sie die Relevanz Ihrer Erfahrungen für die neue Position hervorheben.
Besonders wichtig: Belegen Sie Ihre Aussagen mit konkreten Beispielen und Erfolgen. Quantifizieren Sie nach Möglichkeit Ihre Leistungen (z.B. "Umsatzsteigerung um 15%" statt "Umsatzsteigerung").
Beispiel für einen starken Profilabsatz:
"In meiner aktuellen Position als Social Media Manager bei XYZ konnte ich die Followerzahl auf Instagram um 45% steigern und die Engagement-Rate verdoppeln. Durch die Implementierung einer datengestützten Content-Strategie habe ich die Lead-Generierung über Social Media um 28% erhöht. Diese analytische Herangehensweise und meine Expertise in Content-Creation würde ich gerne in Ihr Unternehmen einbringen."
Achten Sie darauf, nicht zu viele Fachbegriffe zu verwenden, außer es handelt sich um eine Position, bei der diese Fachsprache erwartet wird. Ihr Anschreiben sollte authentisch wirken und Ihre Persönlichkeit widerspiegeln, ohne dabei unprofessionell zu werden.
Motivation und Grund der Bewerbung
Personaler wollen nicht nur wissen, was Sie können, sondern auch, warum Sie sich für genau diese Position und für genau dieses Unternehmen interessieren. Der Abschnitt zur Motivation ist entscheidend, um Ihre Begeisterung und Ihr echtes Interesse zu demonstrieren.
Zeigen Sie, dass Sie sich mit dem Unternehmen beschäftigt haben. Recherchieren Sie vorab und nennen Sie konkrete Aspekte, die Sie an der Firma oder Position besonders ansprechen – sei es die Unternehmenskultur, aktuelle Projekte, Innovationen oder die Marktposition.
Überzeugende Motivationsgründe können sein:
- Identifikation mit den Unternehmenswerten oder Produkten
- Interesse an spezifischen Aufgabenbereichen der Position
- Berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten
- Begeisterung für die Branche oder das Geschäftsmodell
- Übereinstimmung Ihrer beruflichen Ziele mit der ausgeschriebenen Position
Beispiel für eine überzeugende Darstellung der Motivation:
"Ihre konsequente Ausrichtung auf nachhaltige Unternehmensführung und Ihr Engagement im Bereich Corporate Social Responsibility haben mich besonders beeindruckt. Als jemand, der beruflich wie privat großen Wert auf Nachhaltigkeit legt, sehe ich bei Ihnen die ideale Möglichkeit, meine fachliche Expertise mit meinen persönlichen Werten zu verbinden. Besonders Ihr aktuelles Projekt zur CO2-Neutralität bis 2025 finde ich zukunftsweisend und würde gerne mit meinem Know-how zu dessen Erfolg beitragen."
Persönliche Stärken hervorheben
Neben Ihren fachlichen Qualifikationen sind Ihre persönlichen Stärken und Soft Skills für viele Arbeitgeber entscheidend. Diese sollten nicht als bloße Aufzählung präsentiert werden, sondern immer mit Beispielen oder im Kontext Ihrer beruflichen Erfahrung stehen.
Wählen Sie Stärken, die für die ausgeschriebene Position relevant sind und vermeiden Sie Allgemeinplätze wie "teamfähig" oder "belastbar" ohne konkrete Belege. Eine authentische Darstellung Ihrer Persönlichkeit wirkt überzeugender als eine Aneinanderreihung von Schlagworten.
Beispiel für die Darstellung persönlicher Stärken:
"Meine Kollegen schätzen besonders meine Fähigkeit, auch in stressigen Phasen den Überblick zu behalten und strukturiert zu arbeiten. Bei unserem letzten Großprojekt konnte ich trotz enger Deadline und kurzfristiger Änderungswünsche durch meine präzise Planung alle Meilensteine termingerecht abschließen. Zudem bringe ich als kommunikationsstarker Teamplayer die Fähigkeit mit, auch komplexe Sachverhalte verständlich zu vermitteln und verschiedene Stakeholder zusammenzubringen."
Überzeugend wirkende Stärken (mit Beispielen):
- Kommunikationsstärke: "Als Projektleiter habe ich regelmäßig zwischen technischen Teams und Management vermittelt und komplexe technische Konzepte für Nicht-Techniker verständlich aufbereitet."
- Problemlösungskompetenz: "Bei der Einführung eines neuen CRM-Systems identifizierte ich kritische Prozesslücken und entwickelte eigenständig Lösungsansätze, die zu einer 30% schnelleren Implementierung führten."
- Organisationstalent: "Die erfolgreiche Koordination von drei parallelen Kundenprojekten mit insgesamt 15 Teammitgliedern zeigt meine ausgeprägte Fähigkeit zur effizienten Ressourcenplanung."
Schlusswort und Abschluss
Der Abschluss Ihres Anschreibens sollte selbstbewusst, aber nicht fordernd sein. Hier gehen Sie auf organisatorische Aspekte ein, wie Ihren frühestmöglichen Eintrittstermin und bei Bedarf Ihre Gehaltsvorstellung (falls explizit danach gefragt wurde).
Zeigen Sie Ihre Bereitschaft zum persönlichen Gespräch und vermitteln Sie noch einmal Ihr Interesse an der Position. Vermeiden Sie jedoch Floskeln wie "Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung" – diese wirken standardisiert und wenig engagiert.
Beispiele für einen gelungenen Abschluss:
Variante 1: "Die Möglichkeit, meine Expertise in Ihr innovatives Team einzubringen und gemeinsam zukunftsweisende Projekte zu realisieren, begeistert mich. Gerne stelle ich Ihnen meine Qualifikationen in einem persönlichen Gespräch vor. Nach Ablauf meiner Kündigungsfrist von drei Monaten könnte ich zum 1. März 2024 bei Ihnen starten."
Variante 2: "Die ausgeschriebene Position entspricht exakt meinen Vorstellungen für den nächsten Karriereschritt. Da ich aktuell in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehe, könnte ich zum 1. April 2024 bei Ihnen beginnen. Ich freue mich auf die Gelegenheit, meine Eignung in einem persönlichen Gespräch zu vertiefen."
Achten Sie beim Abschluss auch auf die formale Korrektheit. Verwenden Sie die Grußformel "Mit freundlichen Grüßen" (ohne Komma danach) und vergessen Sie nicht Ihre handschriftliche Unterschrift unter dem ausgedruckten Anschreiben.
Kostenlose Vorlagen
Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, stellen wir Ihnen kostenlose Vorlagen für Ihr Bewerbungsanschreiben zur Verfügung. Diese Muster können als Orientierung dienen, sollten jedoch stets individuell an Ihre Situation und die jeweilige Stelle angepasst werden.
Unsere kostenlosen Anschreiben-Vorlagen:
Vorlage für Berufseinsteiger
Ideal für Absolventen ohne umfangreiche Berufserfahrung.
DOCX herunterladenHäufige Fehler im Bewerbungsanschreiben
Selbst kleine Fehler können den Gesamteindruck Ihrer Bewerbung trüben. Hier sind die häufigsten Fehler, die Sie vermeiden sollten:
Rechtschreib- und Grammatikfehler
Lassen Sie Ihr Anschreiben immer von einer zweiten Person Korrekturlesen oder nutzen Sie zumindest ein Rechtschreibprogramm.
Standardfloskeln
Vermeiden Sie abgenutzte Phrasen wie "Hiermit bewerbe ich mich..." oder "Über eine Einladung würde ich mich freuen".
Falscher Ansprechpartner
Recherchieren Sie sorgfältig den korrekten Namen und die Position des Ansprechpartners. Vermeiden Sie Tippfehler bei Namen.
Zu lang oder unstrukturiert
Ein gutes Anschreiben passt auf eine Seite und folgt einer klaren Struktur mit aussagekräftigen Absätzen.
Copy & Paste Bewerbungen
Standardbewerbungen ohne Bezug zur ausgeschriebenen Stelle oder zum Unternehmen wirken unprofessionell.
Fehlender roter Faden
Achten Sie auf einen logischen Aufbau und klare Übergänge zwischen den Absätzen.
Kommentare (3)
Thomas Müller
12. Oktober 2023Vielen Dank für diesen hilfreichen Artikel! Besonders die Beispielformulierungen haben mir sehr geholfen. Nach monatelanger erfolgloser Jobsuche habe ich meinen Bewerbungsprozess komplett überarbeitet und endlich eine Einladung zum Gespräch erhalten.
Sarah Meyer (Autorin)
12. Oktober 2023Danke für Ihr Feedback, Thomas! Das freut mich sehr zu hören. Ich drücke Ihnen die Daumen für das Vorstellungsgespräch.
Laura Schmidt
8. Oktober 2023Als Personalerin kann ich bestätigen, dass die hier genannten Tipps Gold wert sind. Nichts ist frustrierender als standardisierte Anschreiben ohne Bezug zur ausgeschriebenen Stelle zu lesen. Besonders wichtig: Die Recherche über das Unternehmen! Es fällt sofort auf, wenn sich ein Bewerber wirklich mit uns auseinandergesetzt hat.
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