Stundensatz berechnen – realistische Kalkulation für Freelancer
Kurz & Knapp
Für einen realistischen Stundensatz: Berechnen Sie Ihre Gesamtkosten (Lebenshaltung + Versicherungen + Steuern + Betrieb) und teilen Sie durch produktive Stunden (ca. 1.200-1.400/Jahr). Rechnen Sie mindestens 30% Aufschlag für Gewinn und Risiko ein. Ergebnis: Meist 60-120€/Stunde netto.
Die Formel für Ihren Stundensatz
Stundensatz = (Jahreskosten ÷ produktive Stunden) × Risikofaktor
Schritt 1: Ihre Jahreskosten berechnen
Beispiel: Kostenaufstellung Freelancer
| Persönliche Kosten | |
|---|---|
| Lebenshaltung (Miete, Essen, etc.) | 24.000€ |
| Krankenversicherung (ca. 800€/Monat) | 9.600€ |
| Altersvorsorge (privat oder Rürup) | 6.000€ |
| Weitere Versicherungen | 1.200€ |
| Betriebskosten | |
| Büro/Coworking | 3.600€ |
| Software & Tools | 1.200€ |
| Weiterbildung | 1.000€ |
| Telefon/Internet | 600€ |
| Steuern | |
| Einkommensteuer (ca. 25% vom Gewinn) | 12.000€ |
| Jahreskosten gesamt | 59.200€ |
Schritt 2: Produktive Stunden ermitteln
Beispiel: Realistische Stundenberechnung
| Arbeitstage pro Jahr | 365 - 104 (WE) - 10 (Feiertage) | = 251 |
| - Urlaub | -25 Tage | = 226 |
| - Krankheit | -10 Tage | = 216 |
| Arbeitstage netto | 216 Tage | |
| Davon nur ca. 60-70% produktiv (Rest: Akquise, Admin, Buchhaltung) | ||
| Produktive Stunden/Tag | 8h × 65% | = 5,2h |
| Produktive Stunden/Jahr | 216 × 5,2 | = 1.123h |
Schritt 3: Stundensatz berechnen
Beispiel: Stundensatz-Berechnung
| Jahreskosten | 59.200€ |
| ÷ Produktive Stunden | 1.123h |
| = Mindeststundensatz | 52,72€ |
| × Risikofaktor (1,3) | ×1,3 |
| Realistischer Stundensatz | 68,54€ ≈ 70€ |
Das ist Ihr Netto-Stundensatz. Bei Regelbesteuerung kommt noch 19% USt hinzu.
Vergleich: Stundensatz vs. Angestelltengehalt
| Stundensatz (netto) | Entspricht etwa Brutto-Gehalt | Netto für Angestellte (ca.) |
|---|---|---|
| 50€ | 2.800€ | 1.900€ |
| 70€ | 3.900€ | 2.500€ |
| 90€ | 5.000€ | 3.100€ |
| 120€ | 6.700€ | 4.000€ |
| 150€ | 8.300€ | 4.800€ |
Annahme: Steuerklasse 1, keine Kinder, inkl. Arbeitgeberanteile
Branchenübliche Stundensätze 2025
| Branche | Junior | Senior | Experte |
|---|---|---|---|
| IT-Entwicklung | 60-80€ | 80-120€ | 120-180€ |
| Design/Grafik | 50-70€ | 70-100€ | 100-150€ |
| Marketing/Content | 45-65€ | 65-95€ | 95-140€ |
| Beratung/Coaching | 60-90€ | 90-150€ | 150-300€ |
| Übersetzung | 35-50€ | 50-80€ | 80-120€ |
| Fotografie | 50-80€ | 80-150€ | 150-300€ |
Achtung: Diese Werte sind Richtwerte. Ihr konkreter Stundensatz hängt von Spezialisierung, Standort, Kundenstamm und Verhandlungsgeschick ab.
Tipps für die Preisgestaltung
- Pauschalpreise statt Stunden
Für viele Projekte sind Pauschalpreise besser – Sie werden für Ergebnisse bezahlt, nicht für Zeit. - Wert kommunizieren
Nicht "ich koste 80€/Stunde" sondern "das Projekt bringt Ihnen X, mein Honorar ist Y". - Differenzieren nach Kunde
Große Konzerne können mehr zahlen als Startups. Passen Sie Preise der Zahlungsfähigkeit an. - Regelmäßig erhöhen
Jährlich 5-10% Erhöhung einplanen – Bestandskunden informieren, Neukunden direkt höher ansetzen.
Häufige Fehler vermeiden
- Am Angestelltengehalt orientieren – Ihr Stundensatz muss alle Kosten decken, die Arbeitgeber sonst zahlen.
- Zu wenig produktive Stunden annehmen – Realistisch: 1.000-1.400 Stunden, nicht 2.000!
- Steuern vergessen – 30-40% Ihres Gewinns gehen an Steuern – einkalkulieren!
Häufige Fragen
Addieren Sie alle Jahreskosten (Lebenshaltung, Versicherungen, Steuern, Betriebskosten) und teilen Sie durch produktive Stunden (realistisch: 1.200-1.400/Jahr). Schlagen Sie 30-50% für Gewinn und Risiko auf. Ergebnis ist Ihr Netto-Stundensatz.
Als Freelancer zahlen Sie selbst: Krankenversicherung (ca. 800€/Monat), Altersvorsorge, Urlaub, Krankheitstage, Büro, Software und Akquisezeit. Ein 80€-Stundensatz entspricht etwa 3.900€ Angestellten-Brutto – und davon bleiben dem Angestellten nur ca. 2.500€ netto.
Hinweis: Die Inhalte dieser Seite dienen der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle Steuerberatung. Für individuelle Fragen wenden Sie sich bitte an einen Steuerberater oder das zuständige Finanzamt.