Finanzielle Rücklagen für Selbstständige – wie viel und wofür?
Kurz & Knapp
Als Selbstständiger brauchen Sie mehrere Rücklagen: 30-40% vom Gewinn für Steuern, 3-6 Monatsausgaben als Notfallreserve, und idealerweise eine Investitionsrücklage. Der Trick: Separate Konten und automatische Überweisungen – dann ist das Geld aus dem Blick und sicher.
Die 4 wichtigsten Rücklagen
| Rücklage | Höhe | Zweck |
|---|---|---|
| Steuerrücklage | 30-40% vom Gewinn | ESt, GewSt, USt-Nachzahlungen |
| Notfallreserve | 3-6 Monatsausgaben | Krankheit, Auftragsflaute, Notfälle |
| Investitionsrücklage | Nach Bedarf | Neue Geräte, Software, Weiterbildung |
| Altersvorsorge | 10-20% vom Gewinn | Rente, langfristiger Vermögensaufbau |
Wie viel brauche ich wirklich?
Annahmen: 4.000€ monatliche Lebenshaltungskosten, 50.000€ Jahresgewinn
| Steuerrücklage (35% vom Gewinn) | 17.500€ |
| Notfallreserve (6 Monate) | 24.000€ |
| Investitionsrücklage | 5.000€ |
| Altersvorsorge (Jahr) | 7.500€ |
| Ideale Gesamt-Rücklagen | 54.000€ |
Das klingt viel – bauen Sie Schritt für Schritt auf!
Prioritäten beim Rücklagen-Aufbau
- Steuerrücklage (Priorität 1)
Ab dem ersten Zahlungseingang 30-40% zur Seite legen. Nicht verhandelbar! - Mini-Notfallreserve (Priorität 2)
Erstmal 1 Monatsausgabe ansparen. Das gibt erste Sicherheit. - Notfallreserve aufstocken (Priorität 3)
Langsam auf 3, dann 6 Monate aufbauen. Monatlich fixen Betrag sparen. - Investitionsrücklage (Priorität 4)
Für geplante Anschaffungen und ungeplante Reparaturen. - Altersvorsorge (Priorität 5)
Basisrente, ETF-Sparplan oder andere Vorsorge starten.
Das Mehr-Konten-Modell
Trennen Sie Ihre Finanzen auf verschiedene Konten auf – so verlieren Sie nie den Überblick:
| Konto | Funktion | Kontoart |
|---|---|---|
| Geschäftskonto | Einnahmen, laufende Ausgaben | Girokonto |
| Steuerkonto | Nur für Steuern (30-40%) | Tagesgeld |
| Notfallkonto | Reserve, nicht anfassen | Tagesgeld, separate Bank |
| Investitionskonto | Für geplante Anschaffungen | Tagesgeld |
| Privatkonto | Privatentnahmen, Lebenshaltung | Girokonto |
Kunde zahlt 5.000€:
| Eingang auf Geschäftskonto | 5.000€ |
| → Steuerkonto (35%) | -1.750€ |
| → Notfallkonto (10%) | -500€ |
| → Altersvorsorge (10%) | -500€ |
| Bleibt für Ausgaben/Entnahme | 2.250€ |
Notfallreserve: Wovor schützt sie?
- Krankheit: Keine Aufträge = kein Einkommen
- Auftragsflaute: Monate ohne neue Kunden überbrücken
- Zahlungsausfälle: Kunde zahlt nicht oder zu spät
- Reparaturen: Laptop kaputt, Auto liegen geblieben
- Wirtschaftliche Krisen: Unvorhersehbare Marktveränderungen
Rücklagen steuerlich optimieren
Investitionsabzugsbetrag (IAB)
Planen Sie größere Anschaffungen (über 800€)? Mit dem IAB können Sie bis zu 50% der Anschaffungskosten schon im Vorjahr gewinnmindernd geltend machen.
Basisrente (Rürup)
Beiträge zur Basisrente sind zu 100% als Sonderausgaben absetzbar. Das reduziert Ihre Steuerlast und baut gleichzeitig Altersvorsorge auf.
Betriebliche Altersvorsorge
Auch als Selbstständiger können Sie eine bAV nutzen (Direktversicherung), falls Sie parallel angestellt sind.
Häufige Fehler vermeiden
- Alle Rücklagen auf einem Konto – Getrennte Konten für verschiedene Zwecke. Sonst vermischt sich alles.
- Notfallreserve anzapfen – Nur für echte Notfälle! Neue Kamera ist kein Notfall.
- Altersvorsorge aufschieben – Früh anfangen = Zinseszins nutzen. Auch kleine Beträge helfen.
Praktische Umsetzung
Checkliste Rücklagen-System
- ☐ Separates Tagesgeldkonto für Steuern eröffnen
- ☐ Notfallkonto bei anderer Bank einrichten
- ☐ Automatische Überweisung bei Zahlungseingang einrichten
- ☐ Prozentsätze festlegen (z.B. 35% Steuer, 10% Notfall)
- ☐ Monatliche Routine etablieren
- ☐ Quartalsweise Kontrolle der Rücklagen
- ☐ Altersvorsorge starten (Basisrente, ETF, o.ä.)