Hohe Steuernachzahlung erhalten – was kann ich jetzt tun?
Kurz & Knapp
Bei einer Steuernachzahlung haben Sie mehrere Optionen: Prüfen Sie zunächst den Bescheid auf Fehler (Einspruchsfrist: 1 Monat). Können Sie nicht sofort zahlen, beantragen Sie Ratenzahlung beim Finanzamt. Langfristig sollten Sie Ihre Steuervorauszahlungen anpassen, um künftige Nachzahlungen zu vermeiden.
Warum kommt es zur Steuernachzahlung?
Eine Steuernachzahlung entsteht, wenn Sie im Laufe des Jahres weniger Steuern gezahlt haben, als tatsächlich geschuldet. Bei Selbstständigen passiert das häufig durch:
- Gestiegene Einnahmen: Ihr Gewinn ist höher als vom Finanzamt geschätzt
- Zu niedrige Vorauszahlungen: Die quartalsweisen Vorauszahlungen waren zu gering
- Wegfall von Abzügen: Betriebsausgaben wurden nicht anerkannt
- Sondereffekte: Einmalzahlungen, Abfindungen oder Veräußerungsgewinne
Sofort-Maßnahmen bei Steuernachzahlung
- Steuerbescheid sofort prüfen
Vergleichen Sie alle Zahlen mit Ihrer Steuererklärung. Wurden alle Ausgaben berücksichtigt? Stimmen die Einnahmen? - Einspruchsfrist notieren
Sie haben genau einen Monat ab Zugang des Bescheids Zeit für einen Einspruch. Die Frist steht im Bescheid. - Zahlungsfähigkeit prüfen
Können Sie den Betrag bis zum Fälligkeitsdatum (meist 1 Monat nach Bescheid) aufbringen? - Bei Bedarf: Stundung beantragen
Wenn Sie nicht zahlen können, beantragen Sie sofort schriftlich eine Ratenzahlung beim Finanzamt. - Vorauszahlungen anpassen
Beantragen Sie beim Finanzamt eine Erhöhung der Vorauszahlungen, um künftige Nachzahlungen zu vermeiden.
Situation: Sie erhalten einen Steuerbescheid mit 5.000€ Nachzahlung. Fällig in 4 Wochen.
Ihre Optionen:
- Variante A: Sofort zahlen und Vorauszahlungen erhöhen lassen
- Variante B: Stundungsantrag stellen (z.B. 500€/Monat über 10 Monate)
- Variante C: Bei Fehlern im Bescheid: Einspruch + Aussetzung der Vollziehung
Stundung und Ratenzahlung beantragen
Wenn Sie die Nachzahlung nicht auf einmal leisten können, haben Sie zwei Möglichkeiten:
| Option | Voraussetzung | Zinsen | Antrag |
|---|---|---|---|
| Stundung | Erhebliche Härte nachweisen | 0,5% pro Monat | Formlos beim Finanzamt |
| Ratenzahlung | Zahlungswille + Nachweis | 0,5% pro Monat | Mit Tilgungsplan |
| Vollstreckungsaufschub | Akute Zahlungsunfähigkeit | Keine | Nur bei Insolvenzgefahr |
Muster: Antrag auf Ratenzahlung
An das Finanzamt [Ort]
Steuernummer: [Ihre Steuernummer]
Antrag auf Stundung / Ratenzahlung
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bitte um Stundung der Einkommensteuernachzahlung in Höhe von [Betrag]€ aus dem Bescheid vom [Datum] in Form einer Ratenzahlung.
Begründung: [Darlegung der wirtschaftlichen Situation, z.B. saisonale Schwankungen, größere Investition, vorübergehender Auftragsrückgang]
Ich schlage folgende Ratenzahlung vor: [Betrag]€ monatlich ab [Datum], letzte Rate am [Datum].
Als Nachweis füge ich bei: [BWA, Kontoauszüge, Liquiditätsplanung]
Einspruch bei fehlerhaftem Bescheid
Wenn Sie Fehler im Steuerbescheid entdecken, können Sie Einspruch einlegen. Typische Gründe:
- Betriebsausgaben wurden nicht anerkannt
- Rechenf fehler im Bescheid
- Falsche Zuordnung von Einnahmen
- Sonderausgaben oder Freibeträge fehlen
Steuernachzahlung künftig vermeiden
Häufige Fehler vermeiden
- Keine Rücklagen bilden – Legen Sie 25-40% jedes Gewinns für Steuern zurück – auf ein separates Konto.
- Vorauszahlungen nicht anpassen – Melden Sie dem Finanzamt gestiegene Einnahmen, damit die Vorauszahlungen erhöht werden.
- Nur einmal jährlich Buchhaltung – Führen Sie mindestens quartalsweise eine Gewinnermittlung durch.
- Belege nicht sammeln – Jede Betriebsausgabe mindert Ihren Gewinn und damit die Steuerlast.