Selbstständig Ratgeber

Steuernachzahlung-Ranking: Die 7 häufigsten Gründe

Kurz & Knapp

Die 3 Hauptgründe für Nachzahlungen: (1) Keine oder zu niedrige Vorauszahlungen (besonders im 1. Jahr), (2) Gewinn höher als erwartet, (3) Betriebsausgaben vom Finanzamt gestrichen. Selbstständige sollten 30-40% vom Gewinn für Steuern zurücklegen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Die 7 häufigsten Gründe im Überblick

Rang Grund für Nachzahlung Typische Höhe Vermeidbar?
1 Keine Vorauszahlungen im 1. Jahr 5.000-15.000€ Ja, Rücklagen!
2 Gewinn höher als geschätzt 2.000-10.000€ Ja, BWA führen
3 Betriebsausgaben gestrichen 500-3.000€ Ja, korrekt buchen
4 Vorsteuer zu hoch angesetzt 500-2.000€ Ja, Belege prüfen
5 Nebeneinkünfte vergessen 1.000-5.000€ Ja, alles angeben
6 Sonderabzüge nicht anerkannt 300-2.000€ Teilweise
7 Vorauszahlungen nicht angepasst 2.000-8.000€ Ja, Antrag stellen

Grund 1: Keine Vorauszahlungen im ersten Jahr

Der häufigste Grund für hohe Nachzahlungen: Im ersten Geschäftsjahr sind noch keine Vorauszahlungen festgesetzt. Die gesamte Steuerlast wird auf einmal fällig – plus die Vorauszahlungen für das Folgejahr.

Beispiel: Praxisbeispiel: Erstes Geschäftsjahr

Situation: Webentwickler startet im Januar, Gewinn 60.000€

Gewinn Jahr 160.000€
Einkommensteuer + Solica. 14.500€
+ Vorauszahlung Q1-Q4 Jahr 2ca. 14.500€
Zahlung bei Bescheidca. 29.000€

Ohne Rücklagen ein existenzbedrohender Betrag!

So beugen Sie vor:

  • 30-40% jeder Einnahme sofort auf separates Steuerkonto
  • Freiwillige Vorauszahlungen ans Finanzamt leisten
  • Quartalsweise BWA erstellen, um Gewinn im Blick zu haben

Grund 2: Gewinn höher als geschätzt

Die Vorauszahlungen basieren auf dem Vorjahresgewinn. Wenn Ihr Geschäft wächst, stimmt die Schätzung nicht mehr – und Sie zahlen nach.

Achtung: Besonders gefährlich: Starkes Wachstum. Wenn sich Ihr Gewinn verdoppelt, verdoppelt sich auch die Nachzahlung – plus erhöhte Vorauszahlungen fürs Folgejahr.

Warnsignale erkennen:

  • Umsatz steigt deutlich gegenüber Vorjahr
  • Große Aufträge oder neue Kunden
  • Weniger Ausgaben als geplant
  • Investitionen aufgeschoben

Lösung: Bei deutlich höherem Gewinn freiwillig höhere Vorauszahlungen leisten!

Grund 3: Betriebsausgaben vom Finanzamt gestrichen

Das Finanzamt erkennt nicht alle Ausgaben an. Besonders häufig gestrichen: Bewirtungskosten ohne korrekte Angaben, private Nutzungsanteile, fehlende Belege.

AusgabenartHäufiger FehlerRichtig machen
BewirtungTeilnehmer/Anlass fehltImmer alle Angaben auf dem Beleg
Arbeitszimmer100% abgesetztNur bei Mittelpunkt der Tätigkeit
Telefon/Internet100% abgesetztNur betrieblicher Anteil (meist 50-70%)
Kfz-KostenPrivat nicht abgezogen1%-Regel oder Fahrtenbuch
GeschenkeÜber 50€ pro PersonMax. 50€ pro Person/Jahr

Grund 4: Vorsteuer zu hoch angesetzt

Wer die Vorsteuer aus privaten Ausgaben geltend macht oder Belege ohne korrekte USt-Ausweisung nutzt, bekommt bei der Prüfung Ärger.

Vorsteuerabzug nur bei:

  • Ordnungsgemäßer Rechnung mit USt-Ausweis
  • Rein betrieblicher Verwendung
  • Leistungserbringer ist USt-pflichtig (nicht Kleinunternehmer)
  • Korrekte Steuernummer/USt-IdNr. auf der Rechnung

Grund 5: Nebeneinkünfte vergessen

Viele Selbstständige haben noch andere Einkünfte: Vermietung, Kapitalerträge, Nebenjobs. Diese müssen alle angegeben werden.

Beispiel: Praxisbeispiel: Vergessene Mieteinnahmen

Situation: Grafikerin mit Mieteinnahmen aus geerbter Wohnung

Gewinn Selbstständigkeit45.000€
Mieteinnahmen (nicht angegeben)8.000€
Zusätzliche Steuer auf Mieteca. 2.800€
+ Zinsen (6% p.a.)ca. 170€
Nachzahlungca. 2.970€

Plus: Verdacht auf Steuerhinterziehung bei Vorsatz!

Grund 6: Sonderabzüge nicht anerkannt

Investitionsabzugsbetrag, Sonderabschreibungen oder außergewöhnliche Belastungen – nicht immer akzeptiert das Finanzamt diese Abzüge.

Häufig abgelehnte Sonderabzüge:

  • IAB: Investition nicht wie geplant durchgeführt
  • Sonderabschreibung: Voraussetzungen nicht erfüllt
  • Außergewöhnliche Belastungen: Zumutbare Eigenbelastung nicht überschritten
  • Spenden: Keine korrekte Spendenquittung

Grund 7: Vorauszahlungen nicht angepasst

Umgekehrtes Problem: Wenn Ihr Einkommen sinkt, zahlen Sie zu hohe Vorauszahlungen. Das Geld fehlt für den Betrieb, obwohl Sie es später zurückbekommen.

  1. Antrag auf Herabsetzung stellen
    Formloser Antrag ans Finanzamt mit Begründung (z.B. Umsatzrückgang, Großkunde verloren).
  2. Aktuelle Zahlen beilegen
    BWA oder Gewinnschätzung für das laufende Jahr mitschicken.
  3. Schnelle Bearbeitung
    Das Finanzamt entscheidet meist innerhalb von 2-4 Wochen.

So vermeiden Sie hohe Nachzahlungen

MaßnahmeWannEffekt
Steuerrücklagen bildenBei jeder Einnahme30-40% zurücklegen
BWA führenMonatlich/QuartalsweiseGewinn im Blick behalten
Vorauszahlungen anpassenBei GewinnänderungLiquidität sichern
Belege korrekt führenLaufendKeine gestrichenen Ausgaben
Steuerberater fragenBei UnsicherheitFehler vermeiden

Häufige Fragen

Die häufigsten Gründe sind: Zu niedrige oder keine Vorauszahlungen (besonders im 1. Jahr), Gewinn höher als erwartet, und Betriebsausgaben vom Finanzamt nicht anerkannt. Legen Sie immer 30-40% für Steuern zurück.

Bei Selbstständigen liegt die durchschnittliche Nachzahlung zwischen 2.000-8.000€. Im ersten Geschäftsjahr oft höher (5.000-15.000€), da noch keine Vorauszahlungen festgesetzt waren und zusätzlich Vorauszahlungen für das Folgejahr fällig werden.

CuiveMedia Redaktion

Fachredaktion Finanzen & Steuern

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Hinweis: Die Inhalte dieser Seite dienen der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle Steuerberatung. Für individuelle Fragen wenden Sie sich bitte an einen Steuerberater oder das zuständige Finanzamt.
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Zuletzt geprüft: 15.01.2025