Kunde zahlt nicht – welche Optionen habe ich?
Kurz & Knapp
Wenn ein Kunde nicht zahlt, gehen Sie stufenweise vor: 1. Freundliche Zahlungserinnerung, 2. Formelle Mahnung mit Fristsetzung, 3. Letzte Mahnung mit Androhung rechtlicher Schritte, 4. Inkasso oder gerichtliches Mahnverfahren. Ab der ersten Mahnung können Sie Mahngebühren und Verzugszinsen berechnen.
Das richtige Vorgehen Schritt für Schritt
- 1. Zahlungserinnerung (nach Fälligkeit)
Höflich formuliert, ohne Gebühren. Frist: 7-10 Tage. Vielleicht wurde die Rechnung nur übersehen. - 2. Erste Mahnung (1-2 Wochen später)
Deutlicher Ton, Mahngebühren (2-5€) möglich. Verzugszinsen ab jetzt berechenbar. Frist: 7-10 Tage. - 3. Letzte Mahnung (1 Woche später)
Ankündigung von Inkasso/rechtlichen Schritten. Letzte Frist: 5-7 Tage. - 4. Inkasso oder Mahnbescheid
Nach Ablauf der letzten Frist: Inkassounternehmen beauftragen oder selbst Mahnbescheid beantragen.
Mahngebühren und Verzugszinsen
Ab der ersten Mahnung (nach Fälligkeit) können Sie zusätzliche Kosten berechnen:
| Position | Privatkunde | Geschäftskunde |
|---|---|---|
| Mahngebühren pro Mahnung | 2-5€ | 2-5€ |
| Verzugszinsen (p.a.) | 5% über Basiszins | 9% über Basiszins |
| Inkassokosten | Erstattungsfähig | Erstattungsfähig |
| Anwaltskosten | Ab 2. Mahnung | Ab 2. Mahnung |
Offene Rechnung: 1.500€
Basiszinssatz: 3,62% (Stand: Jan 2025)
Verzugszeitraum: 60 Tage
| Verzugszins Geschäftskunde | 12,62% p.a. |
| Für 60 Tage | 1.500€ × 12,62% × 60/365 |
| Verzugszinsen | 31,12€ |
Option 1: Inkassounternehmen beauftragen
Vorteile:
- Professioneller Druck auf Schuldner
- Sie sparen Zeit und Nerven
- Keine Kosten bei Erfolglosigkeit
- Kosten werden dem Schuldner auferlegt
Nachteile:
- Provision bei Erfolg (10-30%)
- Kundenbeziehung meist beendet
- Nicht bei strittigen Forderungen
- Schuldner kann trotzdem nicht zahlen
Option 2: Gerichtliches Mahnverfahren
Das gerichtliche Mahnverfahren können Sie selbst online durchführen unter online-mahnantrag.de.
| Forderungshöhe | Gerichtskosten | Dauer |
|---|---|---|
| bis 500€ | ca. 32€ | 2-4 Wochen |
| 500€ - 1.000€ | ca. 36€ | 2-4 Wochen |
| 1.000€ - 2.000€ | ca. 50€ | 2-4 Wochen |
| 2.000€ - 5.000€ | ca. 73€ | 2-4 Wochen |
Ablauf:
- Mahnbescheid online beantragen
- Gericht stellt Mahnbescheid zu
- Schuldner hat 14 Tage Zeit für Widerspruch
- Ohne Widerspruch: Vollstreckungsbescheid beantragen
- Mit Vollstreckungsbescheid können Sie pfänden
Wann ist welche Option sinnvoll?
| Situation | Empfehlung |
|---|---|
| Kleine Beträge (unter 100€) | Abschreiben oder einmalig mahnen |
| Klare Forderung, säumiger Zahler | Inkasso oder Mahnbescheid |
| Strittige Forderung | Anwalt einschalten, nicht Inkasso |
| Stammkunde mit Liquiditätsproblemen | Ratenzahlung anbieten |
| Verdacht auf Zahlungsunfähigkeit | Schnell handeln, Mahnbescheid |
Präventiv: So vermeiden Sie Zahlungsausfälle
Checkliste Zahlungsausfall-Prävention
- ☐ Bonität bei Neukunden prüfen (ab größeren Aufträgen)
- ☐ Anzahlung vereinbaren (30-50% bei neuen Kunden)
- ☐ Klare Zahlungsziele auf der Rechnung (14 Tage üblich)
- ☐ Rechnung sofort nach Leistung stellen
- ☐ Zahlungseingänge regelmäßig prüfen
- ☐ Eigentumsvorbehalt bei Waren vereinbaren
Häufige Fehler vermeiden
- Zu lange warten mit der Mahnung – Spätestens 1 Woche nach Fälligkeit freundlich erinnern.
- Emotionale Mahnungen schreiben – Sachlich und professionell bleiben – auch bei der dritten Mahnung.
- Kleine Beträge lange verfolgen – Kosten-Nutzen-Verhältnis prüfen. Unter 50€ oft nicht wirtschaftlich.