Selbstständig Ratgeber

Umsatzsteuerpflicht: Ab wann müssen Sie USt abführen?

Kurz & Knapp

Umsatzsteuer zahlen Sie, sobald Sie die Kleinunternehmergrenze überschreiten: 25.000€ Umsatz im Vorjahr ODER über 100.000€ im laufenden Jahr. Dann müssen Sie 19% (oder 7%) auf Ihre Rechnungen aufschlagen und ans Finanzamt abführen. Im Gegenzug können Sie die Vorsteuer aus Ihren Einkäufen abziehen.

Die Kleinunternehmergrenze 2025

GrenzeBetragFolge bei Überschreitung
Vorjahres-Umsatz25.000€USt-Pflicht ab 1. Januar des Folgejahres
Jahresprognose laufendes Jahr100.000€SOFORTIGE USt-Pflicht ab Überschreitung
Achtung: Die 100.000€-Grenze wirkt sofort! Überschreiten Sie diese Grenze mitten im Jahr, werden Sie ab diesem Zeitpunkt umsatzsteuerpflichtig.

Umsatzsteuer vs. Einkommensteuer

UmsatzsteuerEinkommensteuer
Was wird besteuert?Umsatz (Verkäufe)Gewinn (Einnahmen - Ausgaben)
Wer zahlt letztlich?Der EndkundeSie persönlich
Steuersatz19% oder 7%0-45% progressiv
FreibetragNur Kleinunternehmerregelung11.784€ Grundfreibetrag
AnmeldungMonatlich/quartalsweiseJährlich
VorsteuerabzugJa (wenn USt-pflichtig)Nein (kein Konzept)

Wie funktioniert die Umsatzsteuer?

Beispiel: Umsatzsteuer als durchlaufender Posten

Sie verkaufen eine Dienstleistung für 1.000€ netto:

Netto-Preis1.000€
+ Umsatzsteuer 19%190€
Brutto (Kunde zahlt)1.190€

Sie kaufen Software für 100€ netto:

Netto-Preis100€
+ Vorsteuer 19%19€
Brutto (Sie zahlen)119€

Zahllast ans Finanzamt:

Umsatzsteuer erhalten190€
- Vorsteuer bezahlt-19€
Ans Finanzamt171€

Umsatzsteuer-Voranmeldung

Als Umsatzsteuer-Pflichtiger müssen Sie regelmäßig eine Voranmeldung beim Finanzamt einreichen:

USt-Zahllast VorjahrVoranmeldungAbgabefrist
Unter 1.000€Jährlich (keine Voranmeldung)Mit Steuererklärung
1.000€ - 7.500€Quartalsweise10. des Folgemonats
Über 7.500€Monatlich10. des Folgemonats
Neugründung (1. Jahr)Monatlich (Pflicht)10. des Folgemonats

Mit Dauerfristverlängerung (Antrag beim Finanzamt) haben Sie einen Monat mehr Zeit. Dafür müssen Sie aber eine Sondervorauszahlung leisten.

Wann lohnt sich die Regelbesteuerung?

Regelbesteuerung lohnt sich:

  • Hohe Anfangsinvestitionen
  • Laufend hohe Betriebsausgaben
  • Hauptsächlich B2B-Kunden
  • Geplantes Wachstum über Grenze
  • Export/EU-Geschäfte

Kleinunternehmer bleiben:

  • Wenig Betriebsausgaben
  • Hauptsächlich Privatkunden
  • Geringer Verwaltungsaufwand gewünscht
  • Umsatz stabil unter 25.000€
Beispiel: Rechenbeispiel: Freelancer mit Investition

Situation: Neuer Freelancer kauft Equipment für 5.000€ netto

KleinunternehmerRegelbesteuerung
Equipment-Kosten5.950€ (brutto)5.000€ (netto)
Vorsteuer zurück0€950€
Tatsächliche Kosten5.950€5.000€

Ersparnis durch Regelbesteuerung: 950€

Option zur Regelbesteuerung

Auch unter der Kleinunternehmergrenze können Sie freiwillig zur Regelbesteuerung wechseln. Diese Entscheidung binden Sie allerdings für 5 Jahre.

  1. Antrag bei Gewerbeanmeldung
    Im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung die Option wählen.
  2. Nachträglicher Wechsel
    Formloser Antrag ans Finanzamt möglich (vor dem Wechseljahr).
  3. Bindungsfrist beachten
    5 Jahre gebunden. Erst dann ist Rückkehr zum Kleinunternehmer möglich.

Häufige Fehler vermeiden

  • USt und ESt verwechseln – USt = Umsatz, weitergereicht an Kunden. ESt = Ihr Gewinn.
  • 100.000€-Grenze ignorieren – Bei Überschreitung werden Sie SOFORT umsatzsteuerpflichtig!
  • Voranmeldung verpassen – Am 10. des Folgemonats fällig. Dauerfristverlängerung beantragen!

Häufige Fragen

Sie müssen Umsatzsteuer zahlen, sobald Sie die Kleinunternehmergrenze überschreiten: Mehr als 25.000€ Umsatz im Vorjahr oder mehr als 100.000€ voraussichtlicher Umsatz im laufenden Jahr. Bei Überschreitung der 100.000€-Grenze werden Sie sofort umsatzsteuerpflichtig.

Die Umsatzsteuer (USt/MwSt) besteuert Ihren Umsatz und wird an den Kunden weitergereicht – sie ist für Sie ein durchlaufender Posten. Die Einkommensteuer besteuert Ihren persönlichen Gewinn und wird von Ihnen getragen. Beide Steuern sind unabhängig voneinander.

Ja, auch als Kleinunternehmer können Sie zur Regelbesteuerung optieren. Das lohnt sich, wenn Sie hohe Vorsteuerbeträge aus Investitionen haben oder hauptsächlich B2B-Kunden bedienen. Beachten Sie: Diese Option bindet Sie für 5 Jahre.

CuiveMedia Redaktion

Fachredaktion Finanzen & Steuern

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Hinweis: Die Inhalte dieser Seite dienen der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle Steuerberatung. Für individuelle Fragen wenden Sie sich bitte an einen Steuerberater oder das zuständige Finanzamt.
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Zuletzt geprüft: 15.01.2025